Zwischendurch durchatmen, sich aufrichten, den Jobschlamassel hinter sich lassen und Schönheiten entdecken:

• auf dem üblichen Hundespaziergang am Nachmittag unter der Brücke den Lärm hinter sich lassen und nur noch das Wasser plätschern hören

• eine ganz dunkler, stiller und kühler Platz unter den Bäumen

• Holunder, Jasmin und Lindenblütenduft gleichzeitig

• eine feuchte und fröhliche Hundeschnauze die jeden meiner Schritte verfolgt

Sich aufrichten und das Leben genießen - jetzt!

Wie macht schriftfrau einen Neuanfang, wenn noch kein Ende gemacht ist?
Wie spricht man eine Kündigung aus, auf die Gefahr hin, danach pleite zu gehen.

Um Erich Fried ein wenig zu verunzitieren:
Es ist zu riskant sagt die Vernunft
Es bringt zu wenig sagt die Berechnung
Es ist viel Schmerz sagt die Angst
Es ist blauäugig sagt die Einsicht
Es ist lächerlich sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich sagt die Erfahrung
Es ist was es ist sagt das Leben

Mal sehen, was der Mut und die Freiheit dazu sagen...

Also soll jetzt ein Neuanfang her. Schon lange quält sich Schriftfrau mit einem für sie sehr zweischneidigen Beruf, der nie Berufung war, aber einige Annehmlichkeiten mit sich brachte. Der letzte Verwaltungsjob bei einem manchmal freundlichen, geldgierigen und paranoiden Handwerksbetrieb ist der totale Reinfall. Schriftfraus manchmal chaotische freundliche erfahrungsreiche und allgemeinwissensreiche Art, war zu wenig pedantisch für diesen Job, dabei stimmte diesmal nicht mal Geld und Arbeitszeit. Es ist maximal dazu geeignet Schriftfrau zu entmutigen und die Geschäftsführer zu verärgern.
Also muss nun ein Neuanfang her:

Gestern, nachdem ich endlich den Auftrag abgeliefert habe, hatte ich endlich wieder einmal Zeit für einen Innenstadtspaziergang. Nach einer sehr kurzen aber arbeitsreichen Nacht, war ich aber letztendlich nur auf der Suche nach einer Bawagfilliale...mein Navi war aber nicht sehr kooperativ und lotste mich nur zu Baustellen. Mit schmerzenden Füßen gab ich dem letzten Eintrag auf der Liste eine Chance. Unversehens fand ich mich vor Otto Wagners Postsparkassengebäude wieder und war schlicht überwältigt.
Der Stiegenaufgang war schon beeindruckend, aber erst diese große, helle, wunderschöne und kühle Halle mit den Jugendstilmöbeln versöhnte mich mit den anstrengenden Stunden davor. Ich habe mein Dasein dort einfach genossen und nebenbei auch noch meine Geschäfte erledigen können....